netzzeit Produktion in Kooperation mit WIEN MODERN
Der gesprochenen Rede von Politikern lauschend, als wäre sie eine Arie oder raffiniert gesetzte Musik, begann ich zu komponieren, beachtete deren rhythmische Eigenheiten, Ambitus, Farbe, Klang und Prosodie. Wurde sie heuchelnd gehaucht, geflüstert, gesäuselt oder mit rauem Näseln, schreiend oder in beruhigender Sanftheit vorgetragen? Wussten die Akteure ihre Stimme mit markigem oder dünnem Ton einzusetzen, voller scheinbar echter Emotionen? Werden Lügen allein am Klang der Stimme hörbar? Schlägt die Stimmung auf die Stimme? Schlägt sie unvermittelt um und zu? Wann scheint eine Stimme gleichsam zu stolpern, brüchig oder hysterisch zu kippen, in zögernder oder in forcierter Weise Unsicheres hinwegzureden? Wann klingt ein Stimmlippenschluss entschlossen? Wie durch ein Vergrößerungsglas betrachtet, versuchte ich Rede und Wort allein in ihrem Klang zu erfassen, die unterschiedlichen Physiognomien der Stimmen komponierend zum Leuchten zu bringen, tief unter ihre Außenhaut hinein zu lauschen ihre Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten und sie in einer Art Orkan der Stimmen zu vereinen. Sobald die Zunge artikuliert, fein gegen den formenden Mundraum trommelnd, der dosierte Atemstrom die entschlossenen Stimmlippen in Bewegung hält, schwingt auch das Instrumentalensemble, ein klingender Seismograph der verschämten wie unverschämten, der deprimierenden wie euphorisierenden Inhalte, eine Art vibrierender Detektor. (Norbert Sterk)
„Das, was gesagt wird, kann doch nicht wahr sein, denken wir, doch wen kümmert’s schon, denn es wird wahr, in dem es gesagt wird. Was nicht stimmt, stimmt ein, um die anderen niederzustimmen. Das Unsagbare ist wieder ausgesprochen beredt." (Doron Rabinovici)
RadioKulturhaus
Großer Sendesaal
Vorstellung:
Mo., 08. Nov 21 um 19:00 Uhr
SolistInnen Interpunkt: Katrin Targo, Tanja Elisa Glinsner, Evert Sooster und Thomas Diestler
Ensemble Interpunkt: Elisabeth Hillinger (Sopran 1), Andrea Seemayer (Alt 1), Gyrðir Viktorsson (Tenor 1), Stefan Slamanig (Bass 1), María Kjartansdóttir (Sopran 2), Christoph List (Alt 2), Jacobsen Woollen (Tenor 2), Samo Lampichler (Bass 2)
Instrumentalensemble Reconsil: Mirjam Schiestl (Klarinette), Thomas Schön (Saxophon), Luis Abicht (Trompete), Clemens Hofer (Posaune), Christian Pollheimer (Percussion), Alfred Melichar (Akkordeon), Julia Maly (Violine), Maria Frodl (Violoncello), Elisabeth Rakowitz (Kontrabass)
Tickets unter: WIEN MODERN
Norbert Sterk
Doron Rabinovici
Michael Scheidl
Michael Schneider
Nora Scheidl
Stadt Wien Kultur, SKE
Florian Klenk
Ensemble Interpunkt
Reconsil